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Was Raum kann


Egal um welches Thema es in der Kita geht, der Raum spielt eine wichtige Rolle. Es geht nicht „nur“ darum, dass er schön eingerichtet ist, sondern vielmehr, dass er spezifische Aufgaben erfüllt. Er kann die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern unterstützen, aber auch behindern. Er kann Eltern einladen teilzuhaben und Sicherheit vermitteln oder für Orientierungslosigkeit sorgen. Er kann Erzieher_innen als “3. Erzieher“ unterstützen, oder gegen sie arbeiten. Grundlegende Fragen die euch für die Gestaltung von Schlüsselsituationen und Übergängen aber auch bei der Unterstützung von Entwicklungs- und Bildungsprozessen der Kinder helfen sind:

Welche Herausforderung stellt diese Situation an das Kind/die Kindergruppe? • Welche Herausforderung stellt diese Situation an den Raum und das Material? • Was im Raum oder vom Material ist unterstützend, was hinderlich? • Welche Bedürfnisse und Sinne sind in diesem Prozess beteiligt? • Was ist zu viel und was zu wenig, was fehlt ganz oder muss verändert werden? • Welche Bedürfnisse und Sinne sind in diesem Prozess beteiligt?


In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich einige Impulse zum Thema Raumgestaltung zusammengestellt. Einige davon möchte in diesem Artikel mit euch teilen.


Raum einnehmen

Für Kita-Räume gilt: jedes Kind sollte, auch in begrenzten Räumen, seinen Raum einnehmen können. Es benötigt viele freie (undesignte) und flexibel gestaltbare Flächen, damit Kinder, mit vorhanden Materialien, ihre Räume für sich in Besitz nehmen, individuell gestalten, benutzen und Regeln miteinander aushandeln können. Es sollte aber auch die Möglichkeit bestehen, sich dem Trubel zu entziehen und Rückzugsmöglichkeiten geben. Kinder können hier aktiv an der Gestaltung ihrer Räume partizipieren und erwerben so vielfältige Kompetenzen.

  • Wo und wie können Kinder ihre Räume in eurer Kita, nach ihnen Bedürfnissen, in Besitz nehmen?

  • Wie ist das Verhältnis von frei gestaltbaren und vorgegeben Räumen inkl. Regeln?


„Oben sein“

eines von vielen elementaren Schemata mit dem sich Kinder ihre Welt aneignen. Von oben betrachtet erhält man einen Ausblick, Überblick und damit Orientierung. So betrachtet sind viele Dinge, die direkt im Trubel übermächtig und vielleicht sogar beängstigend wirken, sehr klein und schaffbar. Kinder erleben sich als groß und mächtig und können beobachten und im Perspektivenwechsel viel über sich und die Welt erfahren. In der Kita geht das durch Podeste, Hochebenen, Aus- und Einblicke durch Gucklöcher und Fenster… aber auch durch das einfach drauf steigen auf Hocker, Stühle u.Ä.

  • Was beobachtet ihr bei euren Kindern?

  • Welche Möglichkeiten nutzen sie, um ihre Welt von oben zu betrachten?

  • Bietet ihr den Kindern die Möglichkeit, durch Möbel und/oder Regeln, oben zu sein?

  • Welche Haltung vertretet ihr dazu in Euerm Team?


Gleich loslegen


Die Raumgestaltung und das Materialangebot für Kinder sollten eine Einladung zum Spielen, Experimentieren, Forschen und sich Wohlfühlen aussprechen.


Eine gut (durch Beobachtung der Interessen der Kinder) vorbereitete Umgebung ist dabei das A und O.


Das Angebot muss überschaubar und vollständig einsetzbar sein. Aus meiner Erfahrung sind oft viele Dinge in den Räumen die gerade nicht benötigt, defekt oder unvollständig oder/und dadurch oder zurzeit unattraktiv sind. Erkundet eure Räume aus Perspektive der Kinder. Sprecht Ihr eine spannende Einladung aus?


Wie viele eurer Spielmaterialien sind eigentlich: • wenig oder überhaupt nicht benutzt? • unvollständig oder defekt? • unattraktiv für Kinder? • nicht uneingeschränkt bespielbar? • zu viel im Raum?


„Weltweit-Brille“

Wie werden die verschiedenen Kulturen in eurer Kita sichtbar? Finden sich Möbel, Alltagsgegenstände, Bilder, Sprachen, Bücher, Spiele, Landkarten, Flaggen… aus den Ländern der Familien, die Eure Kita besuchen, in Eurer Ausstattung.

Der Kulturbegriff geht weit über die Zugehörigkeit zu einem Land, sondern umfasst die vielfältigen Familienkulturen. Auch dies können durch Familienfotos, persönliche Gegenstände etc. verdeutlicht werden. Jeder findet so Anknüpfungspunkte, fühlt sich willkommen und kann sich einbringen. Schaut euch mal mit der „Weltweit-Brille“ in eurer Einrichtung um und schaut was und wen Ihr entdeckt (oder auch nicht).


Platzwunder Gerade bei kleinen Räumen ist es notwendig, durchdacht und flexibel zu planen. Bei Neugestaltung lohnen sich Einbauten die vielseitige einsetzbar sind, aber auch platzsparend verstaut werden können, um Platz für Bewegung oder andere Aktivitäten zu schaffen. Aber auch in bereits bestehenden Räumen könnt Ihr euer Platzangebot erweitern in dem ihr Räume inkl. Möbel flexibel und beweglich denkt.

  • Regale und Tische auf Möbelrollen oder klappbar, können schnell bewegt und vielseitig genutzt werden.

  • Rückwände, Innen- und Rückwände von Schränken von Tischen können z.B. mit Kork-Magnet-Mal- Spiegel-Fühl- Spielwänden versehen werden.

  • Podeste mit Schubladen bieten nicht nur mehr Stauraum, sondern auch mehr Spiel- oder Ruhe/Schlafmöglichkeiten.

  • Harken an der Decke bieten Möglichkeiten, Hängematten, Spielmaterialien, Schaukeln bei Bedarf zu nutzen.

Überprüft mal in wo es bei euch Möglichkeiten für mehr Flexibilität und Wandelbarkeit gibt. Eure Kinder können Euch hier unterstützen: wo halten sie dich gerne auf, wo kriechen sie rein oder krabbeln drunter, wo verstecken sie sich oder Gegenstände?


Markt der Möglichkeiten

Das kennst du sicher. Auf dem Markt sieht alles so lecker aus und du kauft mehr als du eigentlich vorhattest. Oder die Speisen auf dem Buffet sind so vielseitig, dass du einfach probieren musst. Für die Raumgestaltung in Kitaräumen gilt das gleiche Prinzip. Damit Kinder in den Flow kommen und ihr Spiel variantenreicher entwickeln können, sollte das Material wie auf dem Markt oder dem Buffet, „lecker“ in Szene gesetzt werden und zum Zugreifen animieren. Sie sollten gut sortiert sein und kein „von jedem etwas, aber nichts richtig“ sein. Eher mal ein Spielmaterial in Szene setzen und ggf. öfter austauschen. Das Spiel (auch in der Kunst) ist eine Flow- Tätigkeit und wird durch das vorhandene Material aber auch Mitspieler angefacht. Die „Auslagen“ sollten nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage (nach Beobachtung) ausgewählt, vorbereitet und präsentiert werden. Das eine oder andere „Neue“ im Angebot schafft Neugier und neue Ideen. Überprüft mal eure Regale o.Ä. laden sie ein oder sind sie eher „Gemischtwarenläden“?

Gibt es „Finderegale“, wo z.B. Urlaubsmitbringsel, Naturmaterialien, alte Geräte (Telefone, Fotoapparate, o.Ä.) zu finden sind?


Ich hoffe es waren einige anregende Ideen für Eure Kita - Räume dabei. und wünsche viel Spaß beim Ausprobieren. Lasst gerne Euer Feedback da. Vielen Dank

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