Ich werde oft gefragt, wie sich diese Begriffe voneinander unterscheiden. Oft habe ich den Eindruck, dass diese Bergriffe im Kitakontext etwas durcheinandergeraten. Gerne gebe ich Euch einen Überblick, was Ihr vielleicht gerade für Eure Praxis benötigt oder auch wie Du als Kita - Coach Kitateams am besten begleiten kannst.
Müssen wir in der Kita überhaupt als Team zusammenarbeiten?
Ganz klar, JA!
Auch wenn Ihr konzeptionell im „klassischen“ eher „geschlossen“ System arbeitet, geht es doch darum einen gemeinsamen Bildungs – Auftrag zu erfüllen und eine gemeinsame Konzeption zu entwickeln und zu leben. Gemeinsame Ziele werden daraufhin vereinbart und Eure Handlungen darauf ausgerichtet. Die Qualität Eurer Arbeit entwickelt Ihr gemeinsam weiter, in dem Ihr über Eurer Arbeit im Austausch seid, Kommunikationsstrukturen aufbaut und nutzt und Eure Praxis stetig reflektiert. Eine gemeinsame Haltung wird durch den Dialog gefunden.
In Eurem Alltag entstehen in Vertretungssituationen, verschiedenen Dienstzeiten oder in der Durchführung von Festen oder Projekten immer wieder Synergieeffekte, die in der Zusammenarbeit im Klein- und Groß - Team, genutzt werden müssen. Im Konzept der (Teil) Offenen Arbeit sind Kommunikation, Kooperation und Teamwork sowieso zentral und unerlässlich.
Startschuss - Teambuilding
Teambuilding ist ein Teil (oft der erste) der Teamentwicklung und dient in erster Linie dazu eine Teamentwicklung für neu gegründete Arbeitsgruppen zu ermöglichen. In meiner Praxis erlebe ich jedoch oft, dass spät oder überhaupt nicht an Teambuildingmaßnahmen gedacht wird.
Teams bilden sich jedoch selten ganz von allein und benötigen dabei Unterstützung. Die Kompetenzen der Führungskräfte sind dabei sehr entscheidend, um die Teams durch die einzelnen Teamphasen gut zu begleiten. Eine externe Unterstützung durch einen Coach, sowohl für die Führungskraft als auch für das Team, ist hierbei sehr hilfreich.
Teamgeist oder Teamgespenst?
Teambuilding umfasst alle Maßnahmen und Aktivitäten, die sich zur Stärkung der Zusammenarbeit und des Zusammenhalts eines Teams eigen. Es geht in erster Linie darum, dass die Teammitglieder sich besser kennenlernen, verstehen, die Chancen der Vielfalt für sich nutzen und letztendlich (noch) besser zusammenarbeiten.
Klar, Teambuilding findet nicht nur am Anfang des Teambuildingprozesses statt und sollte jeden Tag durch ein respektvolles Miteinander und wertschätzende Kommunikation stattfinden.
Dazu kann jedes einzelne Teammitglied beitragen. Jedoch auch hier fällt der Teamführung eine besondere Rolle zu, da sie die Strukturen, in der eine Kultur des Miteinanders entsteht, schafft.
Damit aus dem Teamgeist kein Teamgespenst wird, können auch durch besonderen Teambuilding-Aktivitäten (dazu gehören auch Teamtage wie Ausflüge, aber auch gemeinsame Studientage) dem Teamgeist regelmäßig ein kleiner Kick verliehen werden. Dies ist besonders am Anfang der Teamentwicklung sehr wirkungsvoll.
Ideen für Teambuilding – Aktivitäten sind z.B.:
Sporterlebnisse wie z.B. Rafting, Hochseilgarten
knifflige Aufgaben gemeinsam zu lösen wie z.B. Escape Room, Schnitzeljagt
gemeinsame Wettspiele oder Erlebnisse wie z.B. Seifenkisten – Cup, Gemeinsames Kochen…
Im Methodenkoffer jedes Coaches finden sich außerdem noch viele Spiele und Übungen, die genutzt werden können. Wichtig ist, dass das Ziel des sich Kennenlernens über das gemeinsam tätig sein und Erfahrungen machen und der Spaß im Vordergrund stehen.
In der Kita ist oft wenig Zeit für Teambuildingmaßnahmen, daher nutze ich, nach Absprache, auch die Konzeptionsentwicklung, um am Zusammenhalt des Teams zu arbeiten. Der Austausch über gemeinsame Visionen, Ziele und die Schwerpunkte im pädagogischen Alltag bieten dazu vielfällige Möglichkeiten.
Teamentwicklung
Teamentwicklung ist ein länger andauernder Prozess und dient dazu, das Potenzial des gesamten Teams voll zu entfalten. Als Teamentwicklung werden Teammaßnahmen (z.B. Coaching) zur Veränderung der personalen Beziehungen wie z.B. Kommunikation- und Fehlerkultur bezeichnet. Teams sind weitaus mehr als nur die Summer der einzelnen Mitglieder. Durch spezielle Interventionen und Methoden werden die einzelnen Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen genutzt und Teamgeist und Leistungsfähigkeit gesteigert.
Was ist eigentlich (Team-) Coaching?
Im KiTa- Kontext ist (Team-) Coaching noch nicht so etabliert, gewinnt aber immer mehr an Bedeutung und grenzt sich klar von der Begleitung durch Supervision ab. Zunächst denkt man vielleicht an einen Trainer oder Berater. Coaching unterscheidet sich jedoch auch stark von diesen Aufgaben. Coaching ist eine effektive Maßnahme im Rahmen der Teamentwicklung. Hier liegt, im Gegensatz zum Teambuilding (wo es mehr um das sich Kennenlernen geht), der Fokus auf der Verbesserung der Teamleistung und richtet sich hauptsächlich auf die tatsächlichen Arbeitsaufgaben des Teams.
Übersetzt man das Wort Coach, steht es auch für Kutscher. Das trifft es, finde ich,
ziemlich gut. Ein Leitsatz im Coaching sagt aus, dass der Coachee immer mehr arbeitet als der Kutscher. Der Coach (Kutscher) ist jedoch dafür verantwortlich, dass die Kutsche sicher und schnellstmöglich sein Ziel erreicht.
Der Coach kommt nicht mit fertigen Lösungen daher, sondern, er geht davon aus, dass die Lösung des Problems, der Herausforderung oder der Fragestellung, mit denen der Coachee oder Team ins Coaching kommt, bereits im Coachee/Team vorhanden ist. Nur er/sie/das Team kann die richtigen Wege finden.
Im Coaching begleitet der Coach seine Coachee/Team persönlich in einem individuellen Prozess zur Entfaltung und Entwicklung der eigenen Potentiale. Dazu nutzt er situationsbedingt passende Methoden, Impulse und Fragen und schafft dadurch Klarheit, Fokus und konkrete Umsetzungsideen.
Coaching bedeutet immer auch Persönlichs-/ Teamentwicklung, da die erarbeiteten Ergebnisse und Ressourcen durch das Bewusstmachen in zukünftigen Situationen nachhaltig eingesetzt werden können.
Die Abgrenzung zwischen einem Coaching von Einzelpersonen und Teams ist zunächst einmal offensichtlich. Das Coaching von Einzelpersonen findet im Eins – zu – Eins – Kontakt statt. Im Einzelcoaching kann der Coach auch einmal die Partei der Coachee ergreifen. Das geht im Teamcoaching nicht. Hier haben wir es immer mit mehreren Personen zu tun und daher gilt der Fokus der Multiparteilichkeit. Es ist essenziell, dass der Coach hierbei neutral bleibt.
Wann ist Coaching sinnvoll?
Ein Coaching, egal ob Einzel- oder Teamcoaching, kann nur erfolgreich sein, wenn Coachee oder Team an der Herausforderung arbeiten möchten.
Wenn eine Führungskraft die Hoffnung hat, dass der Coach, das von ihr oder ihm gewünschte Thema, dem Team schon „beibringt“, das Team aber überhaupt nicht bereit dazu ist, kann auch der beste Coach wenig ausrichten. Hier wäre ggf. im Einzel- (Führungskräfte-) Coaching erst einmal die Grundlagen zu erarbeiten.
Für ein Teamcoaching sollte die Zielfindung mit dem Team gemeinsam, in der Auftragsklärung, besprochen werden. In der Kita Praxis geschieht dies trotzdem oft über die Kita – Leitung, die sehr oft Teil des Teams ist (mit anteiliger Freistellung) und mit Beteiligung des Teams. Dazu können Befragen oder Interviews z.B. in den Teamsitzungen genutzt werden.
Sinnvoll ist Coaching, wenn schwierige Entscheidungen bevorstehen, besondere Aufgaben oder Herausforderungen anstehen, für die es keine allgemeingültigen Rezepte gibt und wenn „das haben wir schon immer so gemacht“ nicht zum gewünschten Ergebnis oder Ziel führt. Insofern kann Coaching auch immer Anteile von Organisationsentwicklung beinhalten, da die bestehenden Verhaltensweisen, aber auch Standards und Abläufe reflektiert und modifiziert werden.
Themen für Kita Teams sind z.B.: Konzeptionsentwicklung wie z.B. Eingewöhnungskonzepte, offene Arbeit, Inklusion, Tagesgestaltung, Umsetzung des Gewaltschutzkonzepts, Zeitmanagement und Kommunikationsregeln, Umgang mit Konflikten, Projektmanagement, Elternarbeit, Konzepte zu Personalgewinnung, Onboarding, Praktikant*innenanleiter- Konzepte…
Im Führungskräftecoaching kann es weiterführend (begleitend) z.B. um Personalmanagement, Umgang mit Widerstand und Rollenverständnis gehen.
Und Supervision?
Supervision ist im pädagogischen Kontext am bekanntesten, wird jedoch nicht immer gut genutzt. Wenn es z.B. im Team schon zu verhärteten oder kalten Konflikten gekommen ist, kann eine Supervision mitunter auch nicht mehr viel erreichen und eine Mediation wird benötigt.
Supervision ist eine Beratungsform, die langfristig und berufsbezogene im Spannungsfeld der Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen unterstützt.
Im Vorfeld eines Auftrags, aber auch während dessen, wird der Coach oder Supervisor immer auch gemeinsam mit Euch alle Fragen, den Bedarf und die Schritte im Prozess klären.
Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, was für Euer Team am besten ist, meldet Euch bei mir. Ich beantworte Euch gerne Eure Fragen. Bist Du selbst Coach oder überlegst Teams zu begleiten? Auch hier stehe ich Dir im Mentoring gerne zur Verfügung.
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